Der Glanz des Lebens.
Aschediamant und Erinnerungskörper
Göttingen 2019
Bestattungskultur und Trauerprozesse verändern sich. Die Vorstellung, aus der Kremationsasche Verstorbener Schmuckgegenstände zu erzeugen, ist längst keine Science-Fiction mehr, sondern mitten in Europa Realität. Anders als im deutschen Bestattungsrecht besteht im europäischen Ausland die Möglichkeit, aus der Asche von Verstorbenen Schmuckstücke herstellen zu lassen. Auf technischem Wege werden hier Erinnerungsartefakte produziert, die die Verstorbenen repräsentieren. Neu ist, dass die sterblichen Überreste post mortem materiell im Artefakt enthalten sind. In der Bestattungskultur gibt es dafür keine Vorbilder.
Welche Rolle spielen diese „Aschediamanten“ im Trauerprozess? Wie gehen Angehörige mit ihnen um? Welche Rolle spielt Ästhetik? Wie reagiert das soziale Umfeld auf diese Metamorphose? Inwiefern wird hier die Idee der Reliquie erneuert? Das Buch basiert auf Interviews mit Personen, die sich für diese Form des Totengedenkens entschieden haben. Die Autoren haben Produktionsstätten der Edelsteine besucht, mit Experten gesprochen und waren bei Übergaberitualen anwesend. Neben praktisch-theologischen und soziologischen Bewertungen kommen in Fallanalysen Betroffene zu Wort.
Autonomie der Trauer.
Zur Ambivalenz des sozialen Wandels
Baden-Baden 2019
Die Rituale des Abschieds, der Bestattung, der Trauer und der Erinnerung verändern ihr Gesicht. Rechtliche Vorschriften bleiben dem gegenüber erstaunlich starr. Friedhofsordnungen und andere Bestimmungen sind somit immer häufiger ein Stein des Anstoßes; insbesondere die Friedhofspflicht gilt zunehmend als Bürde. Seit einiger Zeit haben sich nun Praktiken etabliert, bei denen Hinterbliebene die Asche Verstorbener zuhause aufbewahren bzw. an alternativen Orten verstreuen. Die Auslöser dieser schleichenden Veränderung wurzeln in der Individualisierung. So sehr es sich einerseits um selbstbestimmte Entscheidungen handelt, so stark liegen andererseits Wandlungsprozesse des kulturellen Bewusstseins vor. Sie stehen für eine Verschiebung in Richtung einer Autonomie der Trauer.
Doch was bedeutet Trauer in heutigen Tagen? Gefühl, Handlung, gesellschaftliche Verpflichtung? Braucht Trauer einen festen Ort? Welche Rituale sind wichtig – und wann hören sie auf,
bedeutsam zu sein? Wie erforscht man dieses Phänomen überhaupt? Und auf welche Weise werden gesetzliche Vorgaben in der Bestattungskultur mittlerweile umgangen? In unserem neuen
Buch lassen wir Trauernde zu Wort kommen. Wir haben in mehr als 120 Interviews mit Betroffenen über ihre Erfahrungen und Einstellungen gesprochen.
Zwischen Leben und Tod. Sozialwissenschaftliche Grenzgänge
Wiesbaden 2018
Dieser Band versammelt Studien zu den gesellschaftlichen, kulturellen, rechtlichen, medialen, religiösen, ethischen und medizinischen Aspekten des Spannungsverhältnisses von Existenz und Nichtexistenz. Vormals als eindeutig empfundene Grenzziehungen verlieren ihre Konturen. Traditionelle Wissenssysteme können diesen Zugewinn an Ambivalenz nicht mehr adäquat abbilden und müssen daher neuen Deutungsmustern Platz machen. Die sozialwissenschaftliche Analyse zeigt: Wer, wann, wo, wie und warum tot ist, hängt von den Bezugsfeldern ab, in denen die Diagnose gestellt wird.
Was das Lebendende ist, womit es einher geht, was es auslöst und wie es beobachtet werden kann, lässt sich in einer ausdifferenzierten Welt also nicht mehr ›objektiv‹ bestimmen. Dennoch sind Versuche, hier eine unbestechliche Tatsächlichkeit zu unterstellen, nach wie vor weit verbreitet. Sie basieren auf hegemonialen Wissensansprüchen, die sich bei näherer Betrachtung als kultur- und situationsspezifisch herausstellen. In dem vorliegenden Band wird anhand konkreter Problemkonstellation veranschaulicht, dass Leben und Tod weniger antagonistisch sind, als es den Anschein haben mag.
Die Zukunft des Todes. Heterotopien des Lebensendes
Bielefeld 2016
Sterben und Tod sind alltägliche Vorkommnisse, die oft als
außeralltäglich angesehen werden. Die Verwendung abstrakter Begriffe lässt das Problem der konkreten Lebensbeendigung in die Ferne rücken. Der Tod geht so auf Distanz und kreist dennoch das Leben
ein. Seine Präsenz in zeitlicher wie in räumlicher Perspektive ist einerseits ein Effekt normativer Konzepte und andererseits eine Konsequenz sozialer Wandlungsprozesse. Die Beiträge des Bandes
gehen aus interdisziplinärer Sicht auf Sterbe- und Todeskontexte wie Friedhof, Hospiz, das Lebensende im Internet, anonyme Bestattung, Heimtiertod sowie auf den Einfluss der Individualisierung
ein und zeigen, dass das Image des Todes sich wandelt und neue Sinnzusammenhänge entstehen.
»Insgesamt liefert Thorsten Benkel mit diesem Sammelband nicht nur zahlreiche Weiterführungen der bisherigen Fachliteratur zu Sterbe-, Todes- und Trauerräumen, sondern darüber hinaus auch ein Buch, das selbst wiederum eine Vielzahl an Anschlussmöglichkeiten für weitere Forschungen liefert.« (Socialnet)
Sinnbilder und Abschiedsgesten. Soziale Elemente der Bestattungskultur
Hamburg 2013
Der soziale Wandel schreitet voran – und die Friedhofslandschaft verändert ihr Gesicht. Die etablierten Umgangsformen einer Gesellschaft mit Sterben, Tod und Trauer beeinflussen die Gestaltung von Bestattungsritualen und Grabeinrichtungen. Empirische Nachforschungen machen Pluralisierungs- und Individualisierungstendenzen sichtbar. Sinnbilder und Abschiedsgesten auf dem Friedhof sind immerzu Inszenierungen sozialer Verhältnisse – doch mehr den je stehen heute Referenzen auf die einstige Lebenswelt der Toten im Vordergrund.
»Dieses Buch hat sicherlich Aufmerksamkeit und Anerkennung verdient, nicht zuletzt aufgrund seiner Originalität und Eröffnung neuer Blickwinkel auf bislang wenig beachtete soziale Phänomene innerhalb der Sozial- und Kulturwissenschaften.« (Socialnet)
Die Verwaltung des Todes. Annäherung an eine Soziologie des Friedhofs
Berlin 2012 (2. Aufl. 2013)
Niemand ist toter als der andere. Die Hinterbliebenen erhalten auf dem Friedhof die Möglichkeit, durch Sinnsetzungen in der Grabgestaltung und durch symbolische Abschiedsrituale mit dem Tod und dem Leben der verstorbenen Person umzugehen. Vor der Bestattung setzt die Verwaltung des Todes ein: Die Transformation des lebendigen Leibes in einen toten Körper wird von institutionellen Mechanismen begleitet, für die die sozialpsychologischen Dimensionen des Sterbens und der Sepulkralkultur eher nebensächlich sind. Die heutigen Bestattungsriten zeigen jedoch: Mit jedem Todesfall werden Handlungen akut, die weniger für die Toten, als vielmehr für die Lebenden von Bedeutung sind.
Kaum ein Friedhofsbesucher macht sich klar: Ich gehe über Tausende von Leichen. Der vorliegende Band integriert beide Dimensionen: Auf eine Analyse der Verwaltungsabläufe, die in Gang kommen, wenn einer stirbt, folgen – vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Relevanz der Sterblichkeit – Konturen einer Soziologie des neuzeitlichen Friedhofs.
»...wird sicherlich seinem hohen Anspruch gerecht, nicht nur aufgrund der Originalität des Unterfangens und der Eröffnung bis hierin wenig erfasster Blickwinkel auf die Endlichkeit und darüber hinaus. Hervorzuheben ist gesondert der Neuwert der hier erbrachten Erkenntnisse für die Kultur- und Sozialwissenschaften, insbesondere für die Soziologie, darüber hinaus aber durchaus empfehlenswert als gesamtgesellschaftlicher Beitrag für eine breitere Leserschaft auf sprachlich hohem Niveau.« (Socialnet)
Soziologie der Vergänglichkeit. Zeit, Altern, Tod und Erinnern im gesellschaftlichen Kontext
Hamburg 2011
Dass »nichts ist, das ewig sey«, wusste bereits die Lyrik der Barockzeit. Der Vergänglichkeit kann sich niemand entziehen; das Leben ist mitsamt allem, was dazu gehört, begrenzt, und das Wissen um diese Grenze löst seit jeher Ängste, aber auch Neugier aus. Wie sehr unsere unterschiedlichen Lebensabschnitte und die sozialen Beziehungen des Alltags von ihrer Vergänglichkeit geprägt sind, lässt sich soziologisch anhand der Phänomene Zeit, Altern, Tod und Erinnerung demonstrieren. Jede Gesellschaft sucht nach eigenen Wegen, diese Lebensweltaspekte zu akzeptieren, zu integrieren oder zu verdrängen. In ihrem Kern ist Vergänglichkeit vor allem eine soziale Erscheinung.
»Der Autor schafft es, mit dem diesem Thema anhaftendem melancholischem Timbre, in Kapiteln zu Zeit, Alter, der Macht der Erinnerungen und dem Umgang mit Sterben und Tod unterhaltsam und lehrreich Denkanstöße zu geben.« (kritisch-lesen)